Trompete

Die in Wien verwendeten Trompeten besitzen meist eine etwas engere Mensur als die weltweit verwendeten Modelle mit Perinet-Ventilen, was einen teiltonreicheren (also helleren) Klang zur Folge hat(siehe Kapitel über das Horn). Im Zuge der Produkt-Diversifizierung kann man mittlerweile auch Perinettrompeten mit einer engeren und Dreventiltrompeten mit einer weiteren Mensur kaufen.

Grundsätzlich ist die "Wiener Trompete" eine leicht modifizierte "deutsche" Trompete und den typischen "Heckel-Trompeten" sehr ähnlich. Das deutlichste Merkmal dieses Instrumententyps ist die Verwendung von Drehventilen.

Die Ventile

Die nebenstehenden Abbildungen 1 und 2 zeigen beide Arten in Leerstellung und in "gedrückter" Stellung. Die Schallwelle wandert von A nach B. In gedrückter Stellung wird ein Rohrstück eingefügt, sodass das Instrument insgesamt etwas länger wird und je nachdem, welches Ventil gedrückt wurde, alle "Naturtöne" um einen Halbton (2. Ventil), einen Ganzton (1. Ventil) oder eineinhalb Töne (3. Ventil) vertieft werden.

Wie im Fall des Horns haben TrompeterInnen eine größtenteils einheitliche Meinung zum Einfluss der Ventile auf die klangliche Mikrostruktur einer Bindung: Perinetventilen werden im allgemeinen "klarere, abruptere" Bindungen, Drehventilen eine "weichere" Tonverbindung nachgesagt...

Also genau das Gegenteil der Aussagen beim Horn!

Tatsächlich zeigt eine Untersuchung der wichtigsten "aufwärts" (upward) und "abwärts" (downward) Bindungen bei Trompeten, dass mit dem Drehventil ausgestatteten Instrumenten mehr "weiche" Bindungen möglich sind als bei den Perinetventil-Trompeten (Tabelle nebenan).

Die Tabelle zeigt den unterschiedlichen Anteil der "weichen" und "abrupten" Bindungen bei Perinet (Piston) und Drehventil (Rotary) Instrumenten. Die in die Rubrik "Medium" fallenden Bindungen sind eine Mittelform und nicht eindeutig zuzuordnen.

Abb.1: Perinetventil
Abb. 2: Drehventil
 
 
 
 

Wie ist es möglich, dass z.B. das Drehventil beim Horn mehr abrupte Bindungen und bei der Trompete mehr weiche Bindungen begünstigt?

Die Antwort: Der Ventiltyp hat keinerlei Einfluss auf die Mikrostruktur der Bindungen, die Ursache für das gegensätzliche Verhalten liegt wo anders, nämlich im Zusammenspiel zwischen der stehenden Welle und der Position des Ventilstocks - also an welcher Stelle die Ventile sitzen.

Anhand der Trompete ist dies leicht zu verstehen: spielt man z.B. den 3. Naturton, so besteht die stehende Welle über die gesamte Länge des Instrumentenrohres aus 3 Druckbäuchen und 3 Druckknoten. Spielt man den 10. Naturton, so besitzt die stehende Welle über die Länge des Instrumentes insgesamt 10 Druckbäuche und 10 Druckknoten.

  • Druckbauch = an dieser Stelle schwankt der Luftdruck maximal zwischen Über- und Unterdruck.
  • Druckknoten = hier herrscht normale Luftdruck.

Wie schon beim Wiener Horn erwähnt, entsteht unabhängig vom Ventiltyp dann eine "abrupte", von einem kurzen Geräuschband getrennt Tonverbindung, wenn sich das Ventil für den gespielten Ton gerade an einer Stelle befindet, wo die stehende Welle bei diesem Ton einen Druckbauch besitzt.

Befindet aber sich das Ventil in dieser Situation gerade bei einem Druckknoten, dann ist das Resultat eine "weiche" Bindung bei der die Töne glissandoartig ineinander zu fließen scheinen.

Die Abb. 6 zeigt, dass die Position des Ventilstockes bei der Wiener (deutschen) Trompete ca. 23 cm vom Mundstückbeginn entfernt sitzt, bei der weltweit üblichen Perinetventil-Trompete sich aber an einer völlig anderen Stelle befindet, nämlich mindestens 75 cm vom Mundstückrand entfernt.

Diese unterschiedliche Position des Ventilstocks führt eben zufällig dazu, dass bei der Trompete mit Drehventilen mehr "weiche" Bindungen anfallen.

Würde man das Perinetventil an jener Stelle positionieren, an der sich das Drehventil üblicherweise befindet, dann stünde eben das Perinetventil für mehr "weichere" Bindungen.

 

Abb. 6: unterschiedliche Position des Ventilstocks

 

Abb. 3: Impedanz während der Bindung c ‘’ - b ‘ (Ventil im Druckbauch). Der Bläser "wandert" mit seiner Lippenspannungsänderung von links vorne nach rechts hinten. Nach dem ersten Drittel der Bindung entsteht ein steiler Impedanzgraben, der im Klang ein kurzzes Geräuschband und damit den Eindruck einer "Ton-Trennung" bewirkt.
 
Abb. 4: Gleich wie die vorige Abbildung, nur Ventil in Druckknoten positioniert. Ein breiter Impedanzrücken sorgt für einen kontinuierlichen Übergang zwischen den zwei Tönen.
 
Abb. 5: Derselbe Ventilstock zwischen Druckbauch und Druckknoten positioniert (Mischform).

Die Abb. 7 beweist, dass, wenn sich Perinet- und Drehventil an der gleichen Position am Instrumentenrohr befinden, die Bindungen auch exakt die gleiche akustische Charakteristik aufweisen!

Die Diagramme in Abb. 7 stammen von Messungen an den Testpositionen A und B.

A = 30 cm vom Mundstückrand entfernt
B = 43 cm vom Mundstückrand entfernt

Abb.7: Situation für die Lippen des Musikers während einer Bindung. Der Musiker "wandert" vom Ausgangston (links vorne) zum Zielton (rechts hinten). Deutlich sichtbar ist, daß Perinet- und Drehventil, wenn sie an der gleichen Stelle sitzen (in der Abbildung einmal 30 cm (oben) und einmal 43 cm (unten) vom Mundstück entfernt, auch exakt dieselbe akustische Charakteristik aufweisen!

Die Wiener Trompeten unterscheiden sich zu den weltweit benützen Instrumenten daher geringfügig in der Klangfarbe (etwas teiltonreicher) und deutlich bei den Bindungen.